Aragaki Seisho
新垣世璋
Grundlegendes

Aragaki Tsūji Pēchin Seishō 新垣通事雲上世章 lebte von 1840 bis 1918, nach anderen Quellen 1920. Er gilt ein einflußreicher Meister des Karate, der ein ganze Reihe stilbegründender Schüler vorweisen kann. Über ihn ist so gut wie gar nichts bekannt, jegliche auffindbare Quelle gibt das gleiche allgemein gehaltene und wenig aufschlußreiche Blabla wieder. Mit anderen Worten: niemand weiß etwas, alle schreiben denselben Quatsch von einander ab.
Auch ich vermag den Vorhang nicht anzuheben, jedenfalls nicht mit belegten Fakten.
Arakaki oder Aragaki?
Wenn Du in einem Text den Namen Arakaki 新垣 liest, dann kennt der Autor den japanischen Sprachgebrauch nicht, sondern ersetzt die Schriftzeichen 漢字 jeweils durch ihre Transliteration. Ara 新 wird in der Go-on, sowie Kan’on Lesart呉音 | 漢音 shin ausgesprochen; in der Kun-Lesung 訓読み atarashii,arata, ara, nī, nifi, sara; in der Nanori-Lesung名乗り akira, ase, atarashi, shi, susumu, chika, ni, nitsu, hajime, yoshi, waka und bedeutet neu, gerade eben, Wechsel, Reform. Im Ryūkyū-Dialekt liest man auch mïi / mɨ. Kàkí 垣 wird Go-on: won; Kan’on: wen; Kun kaki [ka̠kʲi] gelesen und bedeutet Wand, Mauer, Zaun, Barriere, Bollwerk, Stadt. Beide Silben in Verbindung werden Aragàki gesprochen, da harte Konsonaten als Folgesilbe oder in zusammengesetzten Wörtern zu weichen Konsonaten werden (k>g,t>d,p>b,ts>z). Auf Uchinā 沖縄 gab es keine Familie Aragàki, sondern nur eine Familie Arakàchi. Der Name bedeutet soviel, wie neulich errichtete Befestigung. In vielen Texten liest man Aragàki wäre auch unter einem anderen Namen - Nīgaki
bekannt, diese Autoren wissen nicht, daß es sich einfach um eine andere Lesart des selben Schriftzeichens handelt.
Arakàchi gehört zu den zehn ältesten Familien auf Uchinā.
Arakàchi's Vorname ist ebenfalls interessant. Er hies niemals Seishō, denn das ist die japanische Lesart, die sowohl er als auch sein gesamtes Umfeld nie benutzte. Das erste Schriftzeichen 世 liest man (Go-on) se; (Kan'on) sei; (Kun) yo und (Nanori/Nanui) toshi, yu, yuki, es bedeutet Welt, Gesellschaft, Leben, Lebenszeit, Saison, Beziehung (zwischen Mann und Frau), (Herrschafts-)Periode (eines Patriarchs), Generation. 璋 list man (On 音読み) shō; (Kan'on) hishaku, tama, arawasu; (Nanori, Nanui) aki, teru, es bedeutet Jade-Ornament. Seishō bedeutet also Lebenslanges Jadeornament, aber auf Ryūkyū wurde er niemals Seishō, sondern Seishū oder Shishū genannt, allerdings war er wohl eher unter seinen Spitznamen bekannt.
Spitznamen

Der Alte
Die meisten seiner Schüler nannten ihn Arakàchi Ou 新垣老,
Ou ist dem kantonesischen lou entlehnt und bedeutet alt. Sie nannten ihn Arakàchi, der Alte oder Der alte Arakàchi
- ein Zeichen höchster Ehrerbietung.
Die Katze
Arakàchi Mayā 〜 Mayā Arakachigwa 新垣猫 〜 猫アラカチグワ sind weitere Spitznamen, wobei die erste Form Arakàchi, die Katze und die zweite Form eine Verniedlichung des Nachnamens in Verbindung mit Katze
darstellt. In vielen Texten wird erwähnt, daß der Name daher rührt, daß er sehr hoch springen konnte und trotzdem federleicht und lautlos aufkam.
Ich habe noch eine persönliche Theorie. Buddhisten oder im Buddhismus bewanderten Menschen ist der Begriff Māyā sehrwohl bekannt. Er beschreibt die trügerische
Welt, die Täuschung, Illusion. Ein guter Kampfkünstler beherrscht die Kunst der Täuschung, um mit jeglichen Gegner fertig zu werden, denn nur auf Kraft und Schnelligkeit kann man sich sein gesamtes Leben nicht verlassen. Täuschung spart Energie. Ich bin mir sicher Arakàchi war ein Meister der Täuschung - Katzen sind Meister der Täuschung - Arakàchi, die Katze (oder heißt es: der Kater).
Sichelhand Wolkenhand
Arakàchi soll auch (Nakamoto no) Kamadeunchu中本の鎌手雲手 genannt worden sein. Ich weiß nicht, wie man solche Unstimmigkeit zuerst ubersehen und dann auch noch wiederholen kann? Nakamoto no Kamade
ist Japanisch, das heißt, es ist eine spätere Angabe und wurde von Arakàchi's Zeitgenossen nie verwendet. Unchu
ist Ryūkyū-Dialekt (Uchināguchi 沖縄口). Ein Spitzname aus einer Japanisch-Uchināguchi-Mischung ist absoluter Blödsinn. Ich glaube schon das er Kamadīunchū 鎌手雲手 genannt wurde, wie der geneigte Leser bemerkt, wird im Dialekt Kamade zu Kamadī. Doch bleibt noch die Verdopplung des Schriftzeichens 手, einmal nach Kama
und das zweite Mal nach un
, aber beide Male mit der Bedeutung Hand. Kamadeunchu/Kamadīunchū soll Sichelhand-Wolkenhand bedeuten - plausibel? - ich denke nicht. Ein Grund, ein Schriftzeichen auf zwei verschiedene Arten zu lesen, ist, daß es zwei verschiedene Bedeutungen in einem Wort verdeutlicht. De/Dī in Bedeutung von Technik als Synonym von Handwerk
und dann als Chū bzw. Shū
also tatsächlich Hand
, so wäre die Lesart Wolkenhände des Sichelhandwerks oder Sicheltechnik der Wolkenhände oder so ähnlich, wie auch immer ...
Wenn man den allgemeinen Begriff Kamadeunchū verwendet, also de
statt dī
und wird mal annehmen würden das de
käme von der Kurzform von de aru である, was ist (wie) bedeutet, dann heißt Kama-de unchū
einfach: Wolkenhände wie Sicheln und schon wird ein Schuh d'raus.
Kommen wir noch zum ersten Teil (Nakamoto no). Naka-moto bedeutet Ursprüngliche Mitte / Quelle, Aussprache in Uchināguchi: Uchi/Chū-nari
, also eher Chūnari nu kamadeunchū中本之鎌で雲手. 中本之鎌の雲手 ist als Schreibweise ebenso möglich und auch logisch, da das Schriftzeichen の im Chinesischen auch de
gelesen wird und von / des/der bedeutet - Sicheln der Wolkenhände.
Titel

Die besonders schlauen Autoren schreiben gern: Aragaki Tsuji (Chikudun) Peichin Seishō. Darin ist ein zwei- bzw. dreifacher Titel enthalten.
Beginnen wir mit Tsūji 通事, was Dolmetscher bedeutet. So hätten wir schon geklärt, daß Arakàchi der chinesischen Sprache und Schrift mächtig war, für offizielle Dokumente und Konversation benötigte er die Kenntnisse in Mandarin, Guānhuà 官话, aber auch des Kantonesischen, Gwóngdūngwá 廣東話, sowie der Min-Dialekte Mǐnyǔ 閩語 - heißt: er war sehr gebildet.
Der zweite Teil Pēchin 親雲上 〜 ぺーちん/bdo>, wird in Uchināguchi Pēkumii gesprochen bzw. in der älteren Form Upuyakumui >. Wörtlich übersetzt Übergeordnete Wolkenoberseite bezeichnet der Titel einen mittleren Beamtenrang, der fast ausschließlich durch Adlige besetzt wurde. Der geneigte Leser solte das mittlere Schriftzeichen im Hinterkopf behalten.
Chikudun 筑登之 bezeichnet den untersten Pēkumii-Rang und bedeutet, daß die Familie kein eigenes Lehen besitzt und auch kein Gehalt bezogen, also für ihren Lbensunterhalt selbst sorgen mußten. Ich bezweifle, daß Arakàchi kein eigenes Lehen besaß (siehe nächsten Absatz) und als Dolmetscher bezog er zweifelsfrei ein Gehalt.
Alles in allem lautet Arakàchi's voller Name folglich: Arakàchi Ou Mayā Tsūji Pēkumii Shishū Chūnari nu Kamadeunchū
(lang genug?).
Geburtsort

Man liest Aragàki (Arakàchi) wurde in Higashiwakasachō in Naha 那覇市 (richtiger Naafa) geboren, manch schreiben nur Naha, andere wollen wissen, das es in Kumemura 久米村 (richtiger Kuninda) war. Manche fügen hinzu, daß er vielleicht auch auf der Insel Sesoku geboren wurde. Naafa und Kuninda sind, rein logisch, auszuschließen, da Sisuku-jima 瀬底島 oder Siiku, wie Sesoku richtig gesprochen wird, der Familiensitz der Arakàchi's war. Die Insel ist der Stadt Mutubu (jap. Motobu)本部町 vorgelagert ist. Die Insel stellt eine Barriere zur Stadt dar (Arakàchi = Neulich errichtete Befestigung). Natürlich wurden Kinder in dieser Zeit zuhause geboren, die Wöchnerinnen kehrten auf jeden Fall heim um im Kreis der Älteren zu entbinden, falls sie sich überhaupt, während der Schwangerschaft, nicht im Familiensitz befanden. Der Leser sollte zum Schriftzeichen 真, auch die Insel Sisuku/Sesoku im Hinterkpf speichern.
Wichtig zu wissen ist, daß die Stadt Mutubu der Familiensitz der gleichnamigen Königsfamilie 本部 war und somit einen direkte Nähe zwischen Arakàchi und Mutubu festzustellen ist. Das geht sogar soweit das die Familie Arakàchi direkt für den Schutz der Familie Mutubu verantwortlich war (Neulich errichtete Befestigung).


